Zwischen heut und morgen
Liegt eine lange Frist;
Lerne schnell besorgen,
Da du noch munter bist.
(Goethe)
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Goethe Themen
Hinter jenem Berge wohnt
Sie, die meine Liebe lohnt.
Sage, Berg, was ist denn das?
Ist mir doch, als wärst du Glas,
Und ich wär nicht weit davon;
Denn sie kommt, ich seh es schon,
Traurig, denn ich bin nicht da,
Lächelnd, ja, sie weiß es ja!
Nun stellt sich dazwischen
Ein kühles Tal mit leichten Büschen,
Bächen, Wiesen und dergleichen,
Mühlen und Rändern, den schönsten Zeichen,
Daß da gleich wird eine Fläche kommen,
Weite Felder unbeklommen.
Und so immer, immer heraus,
Bis mir an Garten und Haus!
Aber wie geschichts?
Freut mich das alles nicht -
Freute mich des Gesichts
Und der zwei Äuglein Glanz,
Freute mich des leichten Gangs,
Und wie ich sie seh
Vom Zopf zur Zeh!
Sie ist fort, ich bin hier,
Ich hin weg, bin bei ihr.
Wandelt sie auf schroffen Hügeln,
Eilet sie das Tal entlang,
Da erklingt es wie mit Flügeln,
Da bewegt sichs wie Gesang.
Und auf diese Jugendfülle,
Dieser Glieder frohe Pracht
Harret einer in der Stille,
Den sie einzig glücklich macht.
Liebe steht ihr gar zu schön,
Schönres hab ich nie gesehn!
Bricht ihr doch ein Blumenflor
Aus dem Herzen leicht hervor.
Denk ich: soll es doch so sein!
Das erquickt mir Mark und Bein;
Wähn ich wohl, wenn sie mich liebt,
Daß es noch was Beßres gibt?
Und noch schöner ist die Braut,
Wenn sie sich mir ganz vertraut,
Wenn sie spricht und mir erzählt,
Was sie freut und was sie quält.
Wie's ihr ist und wie's ihr war,
Kenn ich sie doch ganz und gar.
Wer gewänn an Seel und Leib
Solch ein Kind und solch ein Weib!
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Schriftsteller und Naturforscher)
Alle Gedichte aus: Johann Wolfgang von Goethe; Goethes Gedichte in zeitlicher Folge. Insel Verlag. Herausgegeben von Heinz Nicolai. 7. Auflage 1990; S. 845-846
Die Sonne, Helios der Griechen,
Fährt prächtig auf der Himmelsbahn,
Gewiß, das Weltall zu besiegen,
Blickt er umher, hinab, hinan.
Er sieht die schönste Göttin weinen,
Die Wolkentochter, Himmelskind,
Ihr scheint er nur allein zu scheinen;
Für alle heitre Räume blind,
Versenkt er sich in Schmerz und Schauer,
Und häufiger quillt ihr Tränenguß:
Er sendet Lust in ihre Trauer
Und jeder Perle Kuß auf Kuß.
Nun fühlt sie tief des Blicks Gewalten,
Und unverwandt schaut sie hinauf;
Die Perlen wollen sich gestalten:
Denn jede nahm sein Bildnis auf:
Und so, umkränzt von Farb und Bogen,
Erheitert leuchtet ihr Gesicht,
Entgegen kommt er ihr gezogen;
Doch er, doch ach! erreicht sie nicht.
So, nach des Schicksals hartem Lose,
Weichst du mir, Lieblichste, davon;
Und wär ich Helios der Große,
Was nützte mir der Wagenthron?
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Schriftsteller und Naturforscher)
Goethe, Gedichte, West-östlicher Divan; Buch Suleika.
Z I T A T
Der erfährt, er sei auch, wer er mag, in letztes Glück und einen letzten Tag.
(Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand, 1827; Sprichwörtlich)
Wonniglich ists, die Geliebte
verlangend im Arme zu halten,
Wenn ihr klopfendes Herz
Liebe zuerst dir gesteht.
Wonniglicher, das Pochen
des Neulebendigen fühlen,
Das in dem lieblichen Schoß
immer sich nährend bewegt.
Schon versucht es die Sprünge
der raschen Jugend; es klopfet
Ungeduldig schon an, sehnt sich
nach himmlischem Licht.
Harre noch wenige Tage!
Auf allen Pfaden des Lebens
Führen die Horen dich streng,
wie es das Schicksal gebeut.
Widerfahre dir, was dir auch will,
du wachsender Liebling -
Liebe bildete dich; werde dir Liebe zuteil!
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Schriftsteller und Naturforscher)
Zwischen dem Alten,
Zwischen dem Neuen
Hier uns zu freuen,
Schenkt uns das Glück,
Und das Vergangne
Heißt mit Vertrauen
Vorwärts zu schauen,
Schauen zurück.
Stunden der Plage,
Leider, sie scheiden
Treue von Leiden,
Liebe von Lust;
Bessere Tage
Sammlen uns wieder,
Heitere Lieder
Stärken die Brust.
Leiden und Freuden,
Jener verschwundnen,
Sind die Verbundnen
Fröhlich gedenk.
O des Geschickes
Seltsamer Windung!
Alte Verbindung,
Neues Geschenk!
Dankt es dem regen,
Wogenden Glücke,
Dankt dem Geschicke
Männiglich Gut,
Freut euch des Wechsels
Heiterer Triebe,
Offener Liebe,
Heimlicher Glut!
Andere schauen
Deckende Falten
Über dem Alten
Traurig und scheu;
Aber uns leuchtet
Freundliche Treue;
Sehet, das Neue
Findet uns neu.
So wie im Tanze
Bald sich verschwindet,
Wieder sich findet
Liebendes Paar;
So durch des Lebens
Wirrende Beugung
Führe die Neigung
Uns in das Jahr.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Schriftsteller und Naturforscher)
Z I T A T
Freiheit! ein schönes Wort, wer's recht verstände.
(Goethe)
Ists möglich, daß ich, Liebchen, dich kose,
Vernehme der göttlichen Stimme Schall!
Unmöglich scheint immer die Rose,
Unbegreiflich die Nachtigall.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Z I T A T
Der Liebende wird nicht irregehn, wärs um ihn her auch noch so trübe. Sollten Leila und Medschnun auferstehn, von mir erführen sie den Weg der Liebe.
(Goethe, West-östlicher Divan)
Warum ich wieder zum Papier mich wende?
Das mußt du, Liebster, so bestimmt nicht fragen:
Denn eigentlich hab ich dir nichts zu sagen;
Doch kommts zuletzt in deine lieben Hände.
Weil ich nicht kommen kann, soll, was ich sende,
Mein ungeteiltes Herz hinüber tragen
Mit Wonnen, Hoffnungen, Entzücken, Plagen:
Das alles hat nicht Anfang, hat nicht Ende.
Ich mag vom heutgen Tag dir nichts vertrauen,
Wie sich im Sinnen, Wünschen, Wähnen, Wollen
Mein treues Herz zu dir hinüber wendet:
So stand ich einst vor dir, dich anzuschauen,
Und sagte nichts. Was hätt ich sagen sollen?
Mein ganzes Wesen war in sich vollendet.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Z I T A T
Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.
(Goethe)
Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.
Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.
Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.
Ich bin bei dir, du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne
O wärst du da!
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Z I T A T
Ein jeder lernt nur, was er lernen kann, doch der den Augenblick ergreift, das ist der rechte Mann.
(Goethe, Faust)
Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Hangen
Und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt –
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Goethe, Dramen, Egmont, 3. Akt; Klärchen singt.
Z I T A T
Der Jüngling, wenn Natur und Kunst ihn anziehen, glaubt mit einem lebhaften Streben bald in das innerste Heiligtum zu dringen; der Mann bemerkt nach langem Umherwandeln, daß er sich noch immer in den Vorhöfen befinde.
(Goethe, theoretische Schriften, Einleitung in die Propyläen, 1798; Originale Rechtschreibung)
Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.
Ich wollt es brechen,
Da sagt' es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?
Ich grubs mit allen
Den Würzlein aus,
Zum Garten trug ichs
Am hübschen Haus.
Und pflanzt es wieder
Am stillen Ort;
Nun zweigt es immer
Und blüht so fort.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Du hast uns oft im Traum gesehen
Zusammen zum Altare gehen,
Und dich als Frau, und mich als Mann.
Oft nahm ich wachend deinem Munde
In einer unbewachten Stunde,
So viel man Küsse nehmen kann.
Das reinste Glück, das wir empfunden,
Die Wollust mancher reichen Stunden
Floh wie die Zeit mit dem Genuß.
Was hilft es mir, daß ich genieße?
Wie Träume fliehn die wärmsten Küsse,
Und alle Freude wie ein Kuß.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Z I T A T
Ich will, lieber Freund, ich verspreche dir's, ich will mich bessern, will nicht mehr ein bisschen Übel, das uns das Schicksal vorlegt, wiederkäuen, wie ich's immer getan habe; ich will das Gegenwärtige geniessen, und das Vergangene soll mir vergangen sein.
(Goethe, die Leiden des jungen Werther)
Du prophet'scher Vogel du,
Blütensänger, o Coucou!
Bitten eines jungen Paares
In der schönsten Zeit des Jahres
Höre, liebster Vogel du;
Kann es hoffen, ruf ihm zu
Dein Coucou, dein Coucou,
Immer mehr Coucou, Coucou.
Hörst du! ein verliebtes Paar
Sehnt sich herzlich zum Altar;
Und es ist bei seiner Jugend
Voller Treue, voller Tugend.
Ist die Stunde denn noch nicht voll?
Sag, wie lange es warten soll?
Horch! Coucou! Horch! Coucou!
Immer stille! Nichts hinzu!
Ist es doch nicht unsre Schuld!
Nur zwei Jahre noch Geduld!
Aber, wenn wir uns genommen,
Werden Pa-pa-papas kommen?
Wisse, daß du uns erfreust,
Wenn du viele prophezeist.
Eins! Coucou! Zwei! Coucou!
Immer weiter Coucou, Coucou, Cou.
Haben wir wohl recht gezählt,
Wenig am Halbdutzend fehlt.
Wenn wir gute Worte geben,
Sagst du wohl, wie lang wir leben?
Freilich, wir gestehen dir's,
Gern zum längsten trieben wir's.
Cou Coucou, Cou Coucou,
Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou.
Leben ist ein großes Fest,
Wenn sich's nicht berechnen läßt.
Sind wir nun zusammen blieben,
Bleibt denn auch das treue Lieben?
Könnte das zu Ende gehn,
Wär doch alles nicht mehr schön.
Cou Coucou, Cou Coucou :/:
Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou, Cou!
(Mit Grazie in infinitum)
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Z I T A T
Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen.
Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,
Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.
(Goethe, Faust. Eine Tragödie. Prolog im Himmel, 1808, Mephisto)
Wenn du dich im Spiegel besiehst,
Denke, daß ich diese Augen küßte
Und mich mit mir selbst entzweien müßte,
Sobalde du mich fliehst:
Denn da ich nur in diesen Augen lebe,
Du mir gibst, was ich gebe,
So wär ich ganz verloren;
Jetzt bin ich immer wie neu geboren.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Z I T A T
Wem zu glauben ist, redlicher Freund, das kann ich dir sagen:
Glaube dem Leben; es lehrt besser als Redner und Buch.
(Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand, 1827; vier Jahreszeiten)
Eine gute Auswahl von schönen bekannten und unbekannteren Gedichten, Reimen, Versen und Zitaten.
Illustrationen, Gedichte mit Zeichnungen.
Filme online auf Planet Schule.
Ideen für den Unterricht.
Leben, Werke, der späte Goethe, Wissenswertes auf der freien Enzyklopädie.
Die Grundidee dieses FAUST-Festivals besteht darin, dass verschiedene Schulklassen (11. oder 12.) möglichst umfassend Goethes "Faust" auf die Bühne bringen.
Bekannte wie unbekanntere Gedichte von Rückert, Goethe, Herder, Rilke und vielen anderen klassischen Autoren. Schöne Gedichte zum Aufsagen oder Vortragen.