Und hast du mit Staunen
Das Leuchten erblickt,
Ich lieg dir zu Füßen,
Da bin ich beglückt!
(Goethe, Sehnsucht, letzter Vers)
Auf dieser Seite
Themen
Die Blumen, in den Wintertagen,
Versammeln froh sich hier zuhauf,
Mit heitern Blicken uns zu sagen:
An ihrem Fest blüht alles auf.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Inschriften, Denk- und Sendeblätter.
Du kleiner Schelm du!
Daß ich mir bewußt sei,
Darauf kommt es überall an.
Und so erfreu ich mich
Auch deiner Gegenwart,
Du Allerliebster,
Obgleich betrunken.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, West-östlicher Divan, das Schenkenbuch.
Wer das Dichten will verstehen,
Muß ins Land der Dichtung gehen;
Wer den Dichter will verstehen,
Muß in Dichters Lande gehen.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Goethe, Gedichte, West-östlicher Divan, Noten und Abhandlungen.
Liebevoll und frank und frei
Riefst du mich heran;
Langsam geh ich nun vorbei,
Siehst du mich denn an?
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Aus fremden Sprachen, Einzelne, 5. Vers.
Diese Richtung ist gewiß,
Immer schreite, schreite!
Finsternis und Hindernis
Drängt mich nicht zur Seite.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Aus fremden Sprachen, Neugriechische Liebe-Skolien; Diese Richtung ist gewiss, 1. Strophe.
Nach diesem Frühlingsregen,
Den wir so warm erfleht,
Weibchen, o sieh den Segen,
Der unsre Flur durchweht!
Bis in die blaue Trübe
Verliert sich unser Blick!
Hier wandelt noch die Liebe,
Hier hauset noch das Glück.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827, Lyrisches; Fürs Leben, erster Vers.
Welch ein Mädchen ich wünsche zu haben? Ihr fragt mich. Ich hab sie, wie ich sie wünsche, das heißt, dünkt mich, mit wenigem viel, an dem Meere ging ich und suchte mir Muscheln. In einer fand ich ein Perlchen; es bleibt nun mir am Herzen verwahrt.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827, Epigramme, Venedig 1790, V. 28.
Doch bin ich, wie ich bin,
Und nimm mich nur hin!
Willst du beßre besitzen,
So laß dir sie schnitzen.
Ich bin nun, wie ich bin;
So nimm mich nur hin!
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Lieder, Liebhaber in allen Gestalten, letzte Strophe.
Hörst du reine Lieder singen,
Ohr ist eins mit deiner Brust;
Siehst du Farben um dich klingen,
Wirst du deines Augs bewußt.
In das Innere zu dringen,
Gibt das Äußre Glück und Lust.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Inschriften, Denk- und Sendeblätter.
"Was ist denn die Wissenschaft?"
Sie ist nur des Lebens Kraft.
Ihr erzeuget nicht das Leben,
Leben erst muß Leben geben.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Zahme Xenien 5.
Niedergangen ist die Sonne,
Doch im Westen glänzt es immer;
Wissen möcht ich wohl, wie lange
Dauert noch der goldne Schimmer?
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, West-östlicher Divan, das Schenkenbuch, 1. Vers, Dichter.
Was dem Auge dar sich stellet,
Sicher glauben wir's zu schaun,
Was dem Ohr sich zugesellet,
Gibt uns nicht ein gleich Vertraun;
Darum deine lieben Worte
Haben oft mir wohlgetan,
Doch ein Blick am rechten Orte,
Übrig läßt er keinen Wahn
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, Ausgabe letzter Hand. 1827; Lyrisches.
Was bedächtlich Natur sonst unter viele verteilet,
Gab sie mit reichlicher Hand alles der Einzigen, ihr.
Und die so herrlich Begabte, von vielen so innig Verehrte,
Gab ein liebend Geschick freundlich dem Glücklichen, mir.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Antiker Form sich nähernd.
Denn was der Mensch in seinen Erdeschranken
Von hohem Glück mit Götternamen nennt,
Die Harmonie der Treue, die kein Wanken,
Der Freundschaft, die nicht Zweifelsorge kennt;
Das Licht, das Weisen nur zu einsamen Gedanken,
Das Dichtern nur in schönen Bildern brennt,
Das hatt ich all in meinen besten Stunden
In ihr entdeckt und es für mich gefunden.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Lyrisches.
Hör auf die Worte harum horum:
Ex tenui spes seculorum.
Willst du die harum horum kennen,
Jetzt werden sie dir sich selber nennen.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Epigrammatisch.
Als ich auf dem Euphrat schiffte
Streifte sich der goldne Ring
Fingerab in Wasserklüfte,
Den ich jüngst von dir empfing.
Also träumt ich Morgenröte
Blitzt ins Auge durch den Baum.
Sag, Poete, sag, Prophete!
Was bedeutet dieser Traum?
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, West-östlicher Divan; Buch Suleika.
O schönes Mädchen du,
Du mit dem schwarzen Haar,
Die du ans Fenster trittst,
Auf dem Balkone stehst!
Und stehst du wohl umsonst?
O stündest du für mich
Und zögst die Klinke los,
Wie glücklich wär ich da!
Wie schnell spräng ich hinauf!
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Vermischte Gedichte.
Siehst du die Pomeranze?
Noch hängt sie an dem Baume;
Schon ist der März verflossen,
Und neue Blüten kommen,
Ich trete zu dem Baume
Und sage : Pomeranze,
Du reife Pomeranze,
Du süße Pomeranze,
Ich schüttle, fühl, ich schüttle,
O fall in meinen Schoß!
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Vermischte Gedichte.
Was auch als Wahrheit oder Fabel
In tausend Büchern dir erscheint,
Das alles ist ein Turm zu Babel,
Wenn es die Liebe nicht vereint.
Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher
Aus: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand, 1827. Zahme Xenien 3.
Der Strauß, den ich gepflücket,
Grüße dich vieltausendmal!
Ich habe mich oft gebücket,
Ach, wohl eintausendmal,
Und ihn ans Herz gedrücket
Wie hunderttausendmal!
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Lieder.
Bist du von deiner Geliebten getrennt
Wie Orient vom Okzident,
Das Herz durch alle Wüsten rennt;
Es gibt sich überall selbst das Geleit,
Für Liebende ist Bagdad nicht weit.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, West-östlicher Divan; Buch Suleika.
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Lieder.
Wer will denn alles gleich ergründen!
Sobald der Schnee schmilzt, wird sich's finden.
Hier hilft nun weiter kein Bemühn!
Sind's Rosen, nun, sie werden blühn.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Epigrammatisch.
Ein Blumenglöckchen
Vom Boden hervor
War früh gesprosset
In lieblichem Flor;
Da kam ein Bienchen
Und naschte fein: –
Die müssen wohl beide
Füreinander sein.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Aus: Gedichte, Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Lieder.
Schöne und kurze Gedichte der Liebe von Johann Wolfgang von Goethe.
Eine gute Auswahl bekannter und weniger bekannter Goethe Gedichte zum Frühling.