Ich hab diese Zeit des Jahrs gar lieb, die Lieder die man singt; und die Kälte die eingefallen ist macht mich vollends vergnügt.

(Goethe, Briefe, an Kestner, 1772)

Weihnachts- und Neujahrs Gedichte von Goethe

Mit Goethe durch die festliche Zeit. Weihnachten und zum neuen Jahr gehören zu seinen bekanntesten Gedichten. Hier erhalten Sie schöne Gedichte und besinnliche Verse und Sprüche zur Weihnachts- und Neujahrszeit von Johann Wolfgang von Goethe. Bekannte und weniger bekannte Weihnachts- und Liebesgedichte des berühmten deutschen Dichters und Naturforschers. Lange und kurze, nachdenkliche und witzige Gedichte und Reime.

Weihnachten

Bäume leuchtend, Bäume blendend,
Überall das Süße spendend.
In dem Glanze sich bewegend,
Alt und junges Herz erregend -
Solch ein Fest ist uns bescheret.
Mancher Gaben Schmuck verehret;
Staunend schaun wir auf und nieder,
Hin und Her und immer wieder.

Aber, Fürst, wenn dir's begegnet
Und ein Abend so dich segnet,
Dass als Lichter, dass als Flammen
Von dir glänzten all zusammen
Alles, was du ausgerichtet,
Alle, die sich dir verpflichtet:
Mit erhöhten Geistesblicken
Fühltest herrliches Entzücken.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)

Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand, 1827; Inschriften, Denk- und Sendeblätter.

Z I T A T
Wo Lampen brennen, gibt's Ölflecken, wo Kerzen brennen, gibt's Schnuppen; die Himmelslichter allein erleuchten rein und ohne Makel.

(Aus: Aphorismen und Aufzeichnungen, Maximen und Reflexionen, aus dem Nachlass; über Literatur und Leben.)

Hell und heller

So hinan denn! hell und heller,
Reiner Bahn, in voller Pracht!
Schlägt mein Herz auch schmerzlich schneller,
Überselig ist die Nacht.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)

Aus: Goethe, Gedichte; Nachlese, dem aufgehenden Vollmonde, 3. Vers.

Christgeschenk

Mein süßes Liebchen! Hier in Schachtelwänden
gar mannigfalt geformte Süßigkeiten.
Die Früchte sind es heilger Weihnachtszeiten,
gebackne nur, den Kindern auszuspenden!

Dir möchte ich dann mit süßem Redewenden
poetisch Zuckerbrot zum Fest bereiten;
allein was soll's mit solchen Eitelkeiten?
Weg den Versuch, mit Schmeichelei zu blenden!

Doch gibt es noch ein Süßes, das vom Innern
zum Innern spricht, genießbar in der Ferne,
das kann nur bis zu dir hinüber wehen.

Und fühlst du dann ein freundliches Erinnern,
als blinkten froh dir wohlbekannte Sterne,
wirst du die kleinste Gabe nicht verschmähen..

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)

Aus: Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand, 1827; Sonette.

Z I T A T kurz
Freiheit! ein schönes Wort, wer's recht verstände.

(Goethe, Dramen, Egmont, 4. Akt; Alba)

Hoffnung

Schaff, das Tagwerk meiner Hände,
Hohes Glück, daß ich's vollende!
Laß, o laß mich nicht ermatten!
Nein, es sind nicht leere Träume:
Jetzt nur Stangen, diese Bäume
Geben einst noch Frucht und Schatten.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)

Aus: Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand, 1827; Lieder.

Z I T A T
So wie der Weihrauch einer Kohle Leben erfrischet, so erfrischet das Gebet die Hoffnungen des Herzens.

(Aus: Aphorismen und Aufzeichnungen, Maximen und Reflexionen; Wilhelm Meisters Wanderjahren; aus Makariens Archiv)

Zum neuen Jahr

Zwischen dem Alten,
Zwischen dem Neuen
Hier uns zu freuen,
Schenkt uns das Glück,
Und das Vergangne
Heißt mit Vertrauen
Vorwärts zu schauen,
Schauen zurück.

Stunden der Plage,
Leider, sie scheiden
Treue von Leiden,
Liebe von Lust;
Bessere Tage
Sammlen uns wieder,
Heitere Lieder
Stärken die Brust.

Leiden und Freuden,
Jener verschwundnen,
Sind die Verbundnen
Fröhlich gedenk.
O des Geschickes
Seltsamer Windung!
Alte Verbindung,
Neues Geschenk!

Dankt es dem regen,
Wogenden Glücke,
Dankt dem Geschicke
Männiglich Gut,
Freut euch des Wechsels
Heiterer Triebe,
Offener Liebe,
Heimlicher Glut!

Andere schauen
Deckende Falten
Über dem Alten
Traurig und scheu;
Aber uns leuchtet
Freundliche Treue;
Sehet, das Neue
Findet uns neu.

So wie im Tanze
Bald sich verschwindet,
Wieder sich findet
Liebendes Paar;
So durch des Lebens
Wirrende Beugung
Führe die Neigung
Uns in das Jahr.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)

Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand, 1827; gesellige Lieder.

Die Jahre

Die Jahre sind allerliebste Leut:
Sie brachten gestern, sie bringen heut,
Und so verbringen wir Jüngern eben
Das allerliebste Schlaraffenleben.
Und dann fällt's den Jahren auf einmal ein,
Nicht mehr wie sonst bequem zu sein,
Wollen nicht mehr schenken, wollen nicht mehr borgen Sie nehmen heute, sie nehmen morgen

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Schriftsteller und Naturforscher)

Aus: Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand, 1827. Epigrammatisch.

Z I T A T
Das Jahrhundert ist vorgerückt; jeder Einzelne aber fängt doch von vorne an.

(Aus: Aphorismen und Aufzeichnungen, Maximen und Reflexionen; über Natur und Naturwissenschaft)

Weltseele

Verteilet euch nach allen Regionen
Von diesem heilgen Schmaus!
Begeistert reißt euch durch die nächsten Zonen
Ins All und füllt es aus!

Schon schwebet ihr in ungemeßnen Fernen
Den selgen Göttertraum,
Und leuchtet neu, gesellig, unter Sternen
Im lichtbesäten Raum.

Dann treibt ihr euch, gewaltige Kometen,
Ins Weit und Weitr hinan;
Das Labyrinth der Sonnen und Planeten
Durchschneidet eure Bahn.

Ihr greifet rasch nach umgeformten Erden
Und wirket schöpfrisch jung,
Daß sie belebt und stets belebter werden
Im abgemeßnen Schwung.

Und kreisend führt ihr in bewegten Lüften
Den wandelbaren Flor
Und schreibt dem Stein in allen seinen Grüften
Die festen Formen vor.

Nun alles sich mit göttlichem Erkühnen
Zu übertreffen strebt;
Das Wasser will, das unfruchtbare, grünen,
Und jedes Stäubchen lebt.

Und so verdrängt mit liebevollem Streiten
Der feuchten Qualme Nacht;
Nun glühen schon des Paradieses Weiten
In überbunter Pracht.

Wie regt sich bald, ein holdes Licht zu schauen,
Gestaltenreiche Schar,
Und ihr erstaunt, auf den beglückten Auen,
Nun als das erste Paar,

Und bald verlischt ein unbegrenztes Streben
Im selgen Wechselblick.
Und so empfangt mit Dank das schönste Leben
Vom All ins All zurück.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)

Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand, 1827; Gott und Welt.

Auf, ihr Brüder

Auf, ihr Brüder! Ehrt die Lieder!
Sie sind gleich den guten Taten.
Wer kann besser als der Sänger
Dem verirrten Freunde raten?
Wirke gut, so wirkst du länger,
Als es Menschen sonst vermögen.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)

Aus: Goethe, Gedichte, Ausgabe letzter Hand, 1827, Kantaten; Deutscher Parnass, 5. Vers.

Z I T A T
Kantilene: die Fülle der Liebe und jedes leidenschaftlichen Glücks verewigend.

(Aus: Aphorismen und Aufzeichnungen, Maximen und Reflexionen, aus dem Nachlass; über Literatur und Leben.)

Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt

Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Hangen
Und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt –
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)

Aus: Goethe, Dramen, Egmont, 3. Akt; Klärchen singt.

Jetzt fühlt der Engel, was ich fühle

Jetzt fühlt der Engel, was ich fühle.
Ihr Herz gewann ich mir beim Spiele,
Und sie ist nun von Herzen mein.
Du gabst mir, Schicksal, diese Freude,
Nun laß auch Morgen sein wie Heute
Und lehr mich ihrer würdig sein.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)

Z I T A T
Nichts ist höher zu schätzen als der Wert des Tages.

(Aus: Aphorismen und Aufzeichnungen, Maximen und Reflexionen; Wilhelm Meisters Wanderjahre; aus Makariens Archiv.)

Wiederfinden

Ist es möglich! Stern der Sterne,
Drück ich wieder dich ans Herz!
Ach, was ist die Nacht der Ferne
Für ein Abgrund, für ein Schmerz!
Ja, du bist es, meiner Freuden
Süßer, lieber Widerpart;
Eingedenk vergangner Leiden,
Schaudr ich vor der Gegenwart.

Als die Welt im tiefsten Grunde
Lag an Gottes ewger Brust,
Ordnet' er die erste Stunde
Mit erhabner Schöpfungslust,
Und er sprach das Wort: Es werde!
Da erklang ein schmerzlich Ach!
Als das All mit Machtgebärde
In die Wirklichkeiten brach.

Auf tat sich das Licht: so trennte
Scheu sich Finsternis von ihm,
Und sogleich die Elemente
Scheidend auseinanderfliehn.
Rasch, in wilden, wüsten Träumen
Jedes nach der Weite rang,
Starr, in ungemeßnen Räumen,
Ohne Sehnsucht, ohne Klang.

Stumm war alles, still und öde,
Einsam Gott zum erstenmal!
Da erschuf er Morgenröte,
Die erbarmte sich der Qual;
Sie entwickelte dem Trüben
Ein erklingend Farbenspiel,
Und nun konnte wieder lieben,
Was erst auseinanderfiel.

Und mit eiligem Bestreben
Sucht sich, was sich angehört;
Und zu ungemeßnem Leben
Ist Gefühl und Blick gekehrt.
Sei's Ergreifen, sei es Raffen,
Wenn es nur sich faßt und hält!
Allah braucht nicht mehr zu schaffen,
Wir erschaffen seine Welt.

So, mit morgenroten Flügeln,
Riß es mich an deinen Mund,
Und die Nacht mit tausend Siegeln
Kräftigt sternenhell den Bund.
Beide sind wir auf der Erde
Musterhaft in Freud und Qual,
Und ein zweites Wort: Es werde!
Trennt uns nicht zum zweitenmal.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)

Z I T A T
Wir hoffen immer, und in allen Dingen Ist besser hoffen als verzweifeln.

(Goethe)

Rastlose Liebe

Dem Schnee, dem Regen,
Dem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte,
Durch Nebeldüfte,
Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!

Lieber durch Leiden
Möcht ich mich schlagen,
Als so viel Freuden
Des Lebens ertragen.
Alle das Neigen
Von Herzen zu Herzen,
Ach, wie so eigen
Schaffet das Schmerzen!

Wie soll ich fliehen?
Wälderwärts ziehen?
Alles vergebens!
Krone des Lebens,
Glück ohne Ruh,
Liebe, bist du!

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)

Lebendiges Andenken

Der Liebsten Band und Schleife rauben,
Halb mag sie zürnen, halb erlauben,
Euch ist es viel, ich will es glauben
Und gönn euch solchen Selbstbetrug:
Ein Schleier, Halstuch, Strumpfband, Ringe
Sind wahrlich keine kleinen Dinge;
Allein mir sind sie nicht genug.

Lebendgen Teil von ihrem Leben,
Ihn hat nach leisem Widerstreben
Die Allerliebste mir gegeben,
Und jene Herrlichkeit wird nichts.
Wie lach ich all der Trödelware!
Sie schenkte mir die schönen Haare,
Den Schmuck des schönsten Angesichts.

Soll ich dich gleich, Geliebte, missen,
Wirst du mir doch nicht ganz entrissen:
Zu schaun, zu tändeln und zu küssen
Bleibt die Reliquie von dir. -
Gleich ist des Haars und mein Geschicke :
Sonst buhlten wir mit Einem Glücke
Um sie, jetzt sind wir fern von ihr.

Fest waren wir an sie gehangen;
Wir streichelten die runden Wangen,
Uns lockt' und zog ein süß Verlangen,
Wir gleiteten zur vollern Brust.
O Nebenbuhler, frei von Neide,
Du süß Geschenk, du schöne Beute,
Erinnre mich an Glück und Lust!

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)

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